Als dritter Kampagnenort für das Jahr 2023 wurde der Heimatort von Prof. Dr. Giles Kagmeni festgelegt, ein Dorf mit Namen Baboutcheu-Ngaleu im Arrondissement Bafang, Departement Haut-Nkam, Region Westkamerun, Hauptort einer Gruppierung kleiner Ansiedlungen und Sitz einer traditionellen Chefferie 2. Grades der Bamileke. Der traditionelle Herrscher dort feiert gerade sein 40jähriges Regierungsjubiläum und wird mit der Durchführung unserer Untersuchungs- und Operationskampagne angemessen gewürdigt.



Prof. Kagmeni hat in der Region somit quasi ein Heimspiel. Trotzdem muss er in den Wochen vor der Kampagne drei Reisen von Yaoundé nach Baboutcheu-Ngaleu unternehmen, um dort Vorbereitungen zu treffen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Genehmigungen der Verwaltungsbehörden und des ärztlichen Bezirksleiters einzuholen.
Im Dorfkrankenhaus fehlt es an allem. Nicht einmal ein Operationstisch ist vorhanden. Prof. Kagmeni lässt daher von einem Schreiner einen Holztisch anfertigen. Dieser dient dann als improvisierter Operationstisch und wird nach der Kampagne dem Krankenhaus überlassen.



Wie schon mehrfach auf dieser Website erwähnt, gehört die junge Augenärztin Dr. Dahlia Eurielle Sina Kouam Komatchou bereits seit Mitte 2022 zu unserem Augenärzte-Team in der Augenklinik in Yaoundé. Und da sie wie Prof. Kagmeni zufälligerweise ebenfalls aus der unmittelbaren Umgebung des Kampagnenortes Baboutcheu-Ngaleu stammt, muss sie bei der Kampagne natürlich dabei sein. Diese Chance hat sie sich redlich verdient.
Leider erzeugt diese sich so ergebende Situation ein gewisses Problem. Denn unsere neue Augenklinik in Yaoundé ist erst seit wenigen Wochen in Betrieb, und die Anwesenheit eines verantwortlichen Augenarztes ist gerade in dieser kritischen Anfangszeit, wo noch nicht alles rund läuft, unbedingt erforderlich. Für diese wichtige Aufgabe bleibt somit nur noch unser Dr. Raoul Cheuteu übrig. Erstmals seit seiner Corona-Infektion im Mai 2021 fehlt er somit bei einer unserer Operationskampagnen.

Als dritter Augenarzt nimmt Dr. Eric Njikam an der Kampagne in Baboutcheu-Ngaleu teil. Mit ihm stehen wir schon seit längerer Zeit in Kontakt. Er ist genau wie wir zumindest zeitweise ehrenamtlich unterwegs und kümmert sich u.a. um den Aufbau einer Augenklinik mit Hornhaut-Zentrum in einem Vorort der Küstenstadt Douala. Er möchte unsere Vorgehensweise bei den Kampagnen näher kennenlernen und reist deshalb mit nach Baboutcheu-Ngaleu an.
Wie aus den Fotos der verschlammten Straßen ersichtlich ist die Anreise mit unseren beiden Fahrzeugen durchaus beschwerlich. Vor Ort wird dann wie bei jeder unserer OP-Kampagnen zunächst das umfangreiche Gepäck ausgeladen und mit dem Aufbau der Geräte begonnen. Das angereiste medizinische Team besteht dieses Mal aus insgesamt 8 Personen: Den bereits erwähnten drei Augenärzten, drei MTAs, einem Augenoptiker und einem Support-Mitarbeiter.

Die Kampagne findet statt im Zeitraum vom 6. bis 10. November 2023. Und wie immer hat sich bald eine große Menschenmenge versammelt, die voller Erwartungen dem Beginn der Kampagne entgegenfiebert.


In der Anmeldung werden die Patientendaten erfasst, und die Untersuchungen beginnen. Insgesamt 310 Patienten werden konsultiert und 46 von ihnen operiert. Alle Operationen führt Prof. Kagmeni durch.




Obwohl insgesamt 60 Augen mit Katarakt (Grauer Star) diagnostiziert werden, können nur 38 davon operiert werden. Bei den übrigen 22 Fällen ist dies aufgrund diverser Netzhautschäden leider nicht möglich. Die 8 fehlenden OPs, um auf die erwähnte Gesamtzahl von 46 Operationen zu kommen, setzen sich wie folgt zusammen: Die Entfernung einer Palprebalzyste, d.i. ein gutartiger Tumor, eine Periphere Iridektomie zur Bekämpfung des Grünen Stars sowie 6 Pterygien. Letztere sind Verwachsungen der Bindehaut, die sich vor das Auge schieben und die Sicht beeinträchtigen. Pterygien kommen in tropischen und subtropischen Gebieten gehäuft vor und begegnen uns auf unseren Kampagnen immer wieder.



Nach ihrer Operation bleiben die Patienten noch bis zum späten Nachmittag zur Beobachtung im Krankenhaus. Danach suchen sie ihren lokalen Übernachtungsort auf, kommen am nächsten Morgen wieder, bekommen dann ihre Verbände abgenommen, werden mit den nötigen Nachsorge-Medikamenten ausgestattet und dürfen anschließend zu ihrem Zuhause zurückkehren, wo zumindest für die vorher komplett Blinden buchstäblich ein völlig neues Leben beginnt.







Auch für die nur einseitig operierten Patienten verbessert sich das Sehvermögen jeweils gewaltig, was man natürlich auch für die 60 Sehbehinderten sagen kann, denen eine maßgeschneiderte Brille angepasst und ausgehändigt wird. 30 dieser Brillen schleift unser Augenoptiker Ezekiel unmittelbar vor Ort. Die anderen 30 Brillen sind mit passenden Dioptrienwerten bereits vorhanden und können direkt nach Ausmessung der Augen an die jeweiligen Patienten ausgehändigt werden.