Die Genesung unseres Augenarztes Dr. Raoul Cheuteu nach seiner Corona-Erkrankung im Mai (wir berichteten) nimmt ganz offensichtlich deutlich mehr Zeit in Anspruch als eigentlich erhofft. Mitte September muss er sogar noch einmal für ein paar Tage ins Krankenhaus. Inzwischen geht es ihm aber wieder deutlich besser.
Prof. Dr. Giles Kagmeni hat Anfang Juni erstmals in unserer neuen Augenklinik in Ambam operiert, als Dr. Cheuteu mit Corona voll außer Gefecht ist (wir berichteten), und muss im August erneut alleine ran, da Dr. Cheuteu weiterhin nicht arbeitsfähig ist. Prof. Kagmeni fährt mit seinem PKW nach Ambam und operiert dort in gewohnt routinierter Weise 16 vom Grauen Star befallene Patientenaugen. Da kein zweiter Augenarzt anwesend ist, muss er auch die Anästhesie wieder selbst übernehmen. Folglich wird es für ihn erneut ein äußerst anstrengender, aber eben auch sehr erfolgreicher Tag.
Am 8. Oktober ist dann auch Dr. Cheuteu wieder im Einsatz. Gemeinsam mit Prof. Kagmeni reist er mit dem Auto nach Ambam. Dort kann er 5 Katarakt-Operationen durchführen und sein Kollege Prof. Kagmeni weitere 10. Drei der Patienten hatten es trotz immer noch geschlossener Grenzen aus Gabun zur Klinik nach Ambam geschafft und zwei weitere aus Äquatorialguinea. Die übrigen Graue-Star-Patienten hatte der Klinikchef von Ambam, unser MTA Anthony Akpeny, in den umliegenden kamerunischen Urwaldorten Maan und Nyabisam bei einer Konsultationsreise mit unserem geländegängigen Toyota Hilux am 11. September identifiziert und zur OP nach Ambam bestellt.
In Maan und Nyabisam geht es aber nicht nur um das Identifizieren von OP-Kandidaten. Vielmehr decken MTA Anthony Akpeny und sein Team dort ein großes Augenuntersuchungsspektrum ab. Insgesamt werden die Augen von 64 Patienten untersucht. Es sind auch eher ungewöhnliche Fälle dabei. Bei einem jungen Mann erkennen sie beispielsweise mit Spaltlampe und Fluorescein-Test ein übles Hornhautgeschwür (Ulcus Cornea). Ein in Form von Augentropfen verabreichter und Fluorescein genannter gelbgrüner Farbstoff färbt den geschädigten Bereich der Hornhaut vorübergehend und macht ihn so sichtbar (s. Foto).
Zurück zum Operationstag am 8. Oktober: Nach und nach treffen die Patienten ein und werden registriert. Die jeweils als Nächste zur OP anstehenden Personen werden zur besseren Erkennbarkeit in blaue Kittel gekleidet und warten anschließend vor dem Operationssaal darauf, dass sie drankommen. Dieses Vorgehen entspricht exakt dem, das wir auch bei unseren dezentralen Operationskampagnen anwenden.
Unsere beiden Augenärzte teilen sich die anfallende Arbeit, sowohl die Anästhesie als auch das Organisatorische, und operieren abwechselnd. Und am Ende des Tages nach getaner Arbeit stellt Prof. Kagmeni sein Auto zur Verfügung, um Patienten zu ihrer zeitweiligen Unterkunft in Ambam zu transportieren.
Der Klinikneubau in Yaoundé macht ungeachtet des zeitweiligen Ausfalls von Dr. Cheuteu weitgehend planmäßige Fortschritte. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass die Inbetriebnahme im April/Mai 2022 stattfinden kann.
Nicht ohne Verschiebungen kommen wir allerdings bei unseren Operationskampagnen aus. Zur Erinnerung: Bei der Kampagne in Akonolinga im Mai liegen unsere Augenärzte beide im Krankenhaus, der eine mit Corona, der andere mit Nierensteinen (wir berichteten). Unser MTA Anthony Akpeny ist mit seinem Team auf sich allein gestellt. Er identifiziert 49 Patienten, die eine Operation benötigen, davon 45 Katarakt-Fälle und 4 Fälle von Pterygium. Diese OPs sind aktuell noch offen, sollen aber baldmöglichst abgearbeitet werden. Es gibt zwei mögliche Vorgehensweisen, entweder die OPs am Kampagnenort in Akonolinga durchzuführen oder die Patienten zur Klinik in Yaoundé kommen zu lassen. Die Entscheidung darüber wollen unsere beiden Augenärzte in Kürze fällen.
Im Dezember wird eine OP-Kampagne im Badeort Limbé am Fuß des Mount Cameroon stattfinden. Dort halten sich viele Flüchtlinge aus den englischsprachigen Bürgerkriegsgebieten Kameruns auf, von denen viele dringend augenärztliche Betreuung brauchen.
Die für Mokolo in Nord-Kamerun vorgesehene OP-Kampagne muss dagegen aus terminlichen Gründen ins Jahr 2022 verschoben werden. Mokolo liegt in unmittelbarer Nähe zur Grenze von Nigeria, hat ca. 35.000 Einwohner und ist Hauptstadt des Departements Mayo Tsanaga.
Zur Vorbereitung der Kampagne in Mokolo reist Dr. Cheuteu dieses Jahr zweimal mit dem Flugzeug nach Nord-Kamerun, Mitte August und Mitte Oktober. Doch das laufende Jahr neigt sich inzwischen so langsam dem Ende zu, und die angesprochene Verschiebung ins neue Jahr lässt sich leider nicht mehr vermeiden.
Seine Reise nach Mokolo nutzt Dr. Cheuteu auch, um nach seinen Patienten in Mora zu sehen. Dorthin macht er einen kleinen Abstecher. Hervorzuheben ist hier die Familie der Mutter Haoua Youssuffa mit ihren Söhnen Ibrahim und Mohammed, die auf allen Augen den seltenen sogenannten Christbaum-Katarakt hatten und in den Jahren 2013, 2014 und 2020 erfolgreich operiert wurden (wir berichteten). Alle 6 Augen von Mutter und Söhnen funktionieren heute einwandfrei. Eine sehr berührende Erfolgsgeschichte.
Hin und wieder können wir hier auch über offizielle Anlässe berichten. So war Dr. Cheuteu gemeinsam mit dem Vorstand Dr. Rainer Brockhaus von der Christoffel Blindenmission sowie dem lokalen Direktor von CBM bei der deutschen Botschafterin in Kamerun, Frau Dr. Corinna Fricke, zum Mittagessen eingeladen. Dabei entstand dieses Foto:
Zum Abschluss eine sehr traurige Nachricht, die uns alle sehr betroffen macht. David, einer der Augenoptiker, die uns bei den Untersuchungs- und Operationskampagnen unterstützen, ist bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. David war ein sehr fähiger und allseits beliebter Mitarbeiter in unserem Augenhilfe-Team. Er wird uns fehlen. Wir behalten ihn in dankbarer Erinnerung.