Neue Augenklinik in Yaoundé eröffnet

Das neue Centre International de Chirurgie Ophtalmologique de Yaoundé bzw. International Ophtalmological Surgical Center of Yaoundé, wie es alternativ zur französischen Version auf Englisch heißt, wurde am 17. Oktober 2023 eröffnet und ist seitdem in Betrieb.

Damit hat die Augenhilfe Afrika nach Ambam im März 2021 nun die zweite von ihr finanzierte neue Augenklinik in Kamerun fertiggestellt und zum Nutzen der blinden und sehbehinderten Patienten in diesem zentralafrikanischen Land eröffnet. Bauherr und Betreiber der neuen Klinik ist die Fondation Médicale Kacheu, der unsere beiden kamerunischen Augenärzte und Freunde Dr. Raoul Cheuteu und Prof. Dr. Giles Kagmeni vorstehen.

Die neue Augenklinik in Yaoundé
Sicherung des Eingangs mit einem Schiebetor

Bis zum letzten Tag vor der Eröffnung erfolgt der Umzug aus der alten gemieteten Augenklinik in die nur wenige Kilometer entfernte neue. Dr. Cheuteu ist tagelang, auch über das Wochenende, von morgens früh bis abends spät in Aktion, um das Zusammenpacken der medizinischen Geräte und des Mobiliars sowie den anschließenden Transport zu organisieren bzw. selbst durchzuführen. Dazu hat er einen Kleinlastwagen besorgt, muss zusätzlich aber auch viele Fuhren mit seinem eigenen PKW absolvieren. Es ist für ihn eine echte Plackerei. Am Abend des 16. Oktober ist es dann geschafft, und am nächsten Morgen warten bereits die ersten Patienten in der neuen Augenklinik auf ihre Behandlung.

Dr. Cheuteu beim Verpacken des medizinischen Geräts in der alten Klinik
Transport von Mobiliar zur neuen Klinik

Große Banner sowohl vor der alten als auch vor der neuen Augenklinik haben die Bevölkerung schon seit einiger Zeit auf den bevorstehenden Umzug vorbereitet. Die bereits in Behandlung befindlichen Patienten sind zusätzlich bereits mit Flyern auf die sich ändernde Situation hingewiesen worden. Somit besteht die berechtigte Hoffnung, dass durch den Umzug keine Patienten verloren gehen.

Banner mit Information zum Umzug vor der alten …
… und vor der neuen Augenklinik

Wenn man die neue Augenklinik von der lauten und staubigen Straße kommend betritt, ist man schlagartig in einer anderen Welt. Das Innere des Gebäudes braucht den Vergleich mit keiner Klinik in Europa zu scheuen. Schon im Treppenhaus ist der hohe Anspruch, den Dr. Cheuteu an Ästhetik und Sauberkeit hat, klar erkennbar. Bodenfliesen, Treppengeländer, der Anstrich der Wände, die Türen, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und vor allem auch professionell ausgeführt. Topfpflanzen sowie passende Kunstdrucke und Gemälde mit afrikanischen Motiven an den Wänden runden das Gesamtbild in angenehmer Weise ab.

Treppenhaus
Flur im 1. Obergeschoss
Die ersten Patienten warten im Bereich der Rezeption.
Eine ganze Reihe …
… von Räumen steht …
… für Untersuchungen zur Verfügung.
Sogar einen VIP-Warteraum für besonders wichtige Patienten gibt es.

Von der technischen Ausstattung her befand sich ja schon die alte Klinik auf hohem europäischem Niveau. Dazu hatten unsere Spender in den letzten Jahren dankenswerterweise sowohl mit Geräte- als auch mit sachbezogenen Geldspenden wesentlich beigetragen. Folglich hat auch die neue Klinik dieses hohe Niveau, denn die gesamte Einrichtung wurde ja wie beschrieben von Dr. Cheuteu herübertransportiert.

Dr. Cheuteu untersucht am ersten Arbeitstag in der neuen Klinik …
… eine Patientin am OCT.
Der OP-Saal

Die neue Augenklinik in Yaoundé ist von Anfang an als Leuchtturmprojekt konzipiert gewesen und wird auch als Leuchtturmprojekt wirken, weit über die kamerunische Hauptstadt Yaoundé hinaus. Für die Mitarbeiter ist sie eine Arbeitsstelle, wie sie so schnell in Zentralafrika nicht mehr zu finden sein wird.

Auf zwei der Mitarbeiterinnen möchte ich kurz eingehen. Die eine ist Flore, die gute Fee der Klinik oder auch das Mädchen für alles. Das war sie seit Jahren auch schon in der alten Klinik. Flore ist für die Patiententermine, die Buchhaltung und eigentlich für alles verantwortlich, was täglich in einer Augenklinik zu organisieren ist. Ohne sie würde vielleicht nicht gleich alles zusammenbrechen, aber doch sehr viel schwieriger werden.

Flore, die gute Fee der alten wie auch der neuen Klinik

Für die von ihr verwaltete Dokumentation der Patientendaten hat Dr. Cheuteu einen komplett neuen Satz von Formularen entworfen und drucken lassen. Dabei musste nicht nur die Adresse im Briefkopf ausgetauscht, sondern auch das gesamte Layout an die steigenden Bedürfnisse angepasst werden.

Formular zur Augenhintergrunduntersuchung
Formular zur Art der Untersuchung
Die Augenärztin Dr. Dahlia Eurielle Sina Kouam Komatchou

Seit Mitte 2022 gehört die junge Augenärztin Dr. Dahlia Eurielle Sina Kouam Komatchou zum Team. Ihr kommt u.a. die wichtige Aufgabe zu, Dr. Cheuteu und Prof. Kagmeni den Rücken frei zu halten, wenn diese zu ihren mehrfach jährlich stattfindenden Operationskampagnen irgendwo im Land unterwegs sind. Denn der Klinikbetrieb muss schließlich weiterlaufen, auch wenn ihre beiden Kollegen nicht anwesend sind.

Ein krasses Beispiel dafür genau aus der Woche, in der die Klinikeröffnung stattfindet, zeigt darüber hinaus auch die extreme Belastung von Dr. Cheuteu: Bis Montagabend schuftet er wie beschrieben beim Umzug, am Dienstagmorgen führt er seine normale ärztliche Tätigkeit in der neuen Klinik aus, und von Mittwochmorgen bis Samstagabend ist er mit Prof. Kagmeni bei unserer OP-Kampagne in Nachtigal. Über diese Kampagne werde ich in Kürze wie gewohnt an dieser Stelle berichten.

Dr. Sina hält derweil in Yaoundé die Stellung. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang, dass nicht nur Dr. Sina und die anderen Angestellten in der neuen Klinik ihr Geld verdienen müssen, sondern auch Dr. Cheuteu und Prof. Kagmeni. Damit die Beiden ihre Familien in angemessener Weise ernähren können, muss der Betrieb der Klinik aber ausreichend viel Geld abwerfen. Nur dann können es sich unsere beiden Freunde leisten, mehrmals im Jahr unentgeltlich bei unseren OP-Kampagnen aktiv zu sein.

Und die Durchführung dieser Operationskampagnen hat für uns ja besonders hohe Bedeutung. Sie war 2013 sogar Auslöser und Beweggrund für die Gründung der Augenhilfe. Wir wollten von Anfang an Möglichkeiten schaffen, Blinden und Schlechtsehenden in Afrika das Augenlicht wiederzugeben bzw. ihnen zu besserem Sehen zu verhelfen. Mit der neuen Klinik erreichen wir nun einerseits eine deutlich verbesserte augenärztliche Versorgung der Bevölkerung von Yaoundé. Andererseits schafft die neue Klinik die finanzielle Grundlage für den ehrenamtlichen Einsatz unserer beiden Augenärzte bei den OP-Kampagnen in abgelegenen ländlichen Regionen, wo sonst nie ein Augenarzt hinkommt.

Das Ärzteteam (von links): Dr. Raoul Cheuteu, Dr. Dahlia Eurielle Sina Kouam Komatchou, Dr. Ariel Nyatchou Djassi, Prof. Dr. Giles Kagmeni

Unser Stipendiat Dr. Ariel Nyatchou Djassi, von dem in diesem Beitrag noch nicht die Rede war, hat inzwischen sein zweites Facharzt-Ausbildungsjahr begonnen und wird das Ärzteteam nach Ende seiner vierjährigen Ausbildungszeit weiter verstärken.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal daran erinnern, wie das Projekt neue Augenklinik in Yaoundé seinerzeit zustande kam. Auslöser war die äußerst großzügige 50-TEUR-Spende von Dr. L., der weiterhin anonym bleiben will. Das war die Basis. Hinzu kamen dann unzählige Beiträge unserer treuen Spender, die letztlich das jetzt erfolgreich abgeschlossene Gesamtprojekt ermöglichten.

Ich kann es in diesem Zusammenhang nicht oft genug betonen: Ohne unsere Spender könnten wir absolut nichts erreichen, keine OP-Kampagnen durchführen und erst recht keine Augenkliniken bauen. Auch mit noch so vielen unentgeltlich arbeitenden Augenärzten nicht. Dafür sind neben Expertise und Bereitschaft eben auch finanzielle Mittel nötig. Ohne Geld läuft nichts.

Und zum wiederholten Male möchte ich versichern, dass jeder gespendete Cent unmittelbar in Afrika für die Augenkranken dort eingesetzt wird. Sämtliche Verwaltungskosten decken wir über die Mitgliedsbeiträge unserer aktuell 28 Mitglieder ab.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser, auch in Zukunft der Augenhilfe Afrika e.V. verbunden bleiben. Damit wir auch weiterhin blinden und sehbehinderten Menschen in Afrika helfen können.

Ich danke Ihnen.