Augenklinik in Ambam seit einem Jahr in Betrieb

Die Eröffnung unserer neugebauten Augenklinik in Ambam im Süden Kameruns fand im März 2021 statt. Sie ist somit nun seit gut einem Jahr in Betrieb. Ein guter Anlass, zurückzublicken und das bisher Erreichte kurz zu reflektieren.

Südlich der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé und bis weit hinein in die Nachbarländer Gabun und Äquatorial-Guinea ist die neue Augenklinik in Ambam die einzige kompetente Anlaufstelle für sehbehinderte und blinde Patienten. Nur hier haben sie die Chance, sich von ausgewiesenen Fachleuten mit modernen Instrumenten untersuchen und ggf. auch operieren zu lassen. Die Expertise des Personals sowie die Ausrüstung der neuen Klinik mit medizinischem Gerät sind uneingeschränkt auf europäischem Niveau.

Dr. Raoul Cheuteu in Ambam
Die neue Augenklinik

Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung der in der Augenklinik in Ambam angesiedelten Augenoptikerwerkstatt. Hier haben sehbehinderte Patienten die Chance, sich unmittelbar von professionell ausgebildeten und examinierten Spezialisten die Augen vermessen und neue maßgeschneiderte Brillen anpassen zu lassen. Und das alles zu unschlagbar günstigen Preisen. Gerade dieser Service wird von der Bevölkerung außerordentlich gut angenommen.

Klinikchef MTA Anthony Akpeny in Untersuchungsraum
Ausstattung mit modernem Gerät
OP-Saal
Augenoptiker-Bereich mit Brillen-Vitrine
Brillen-Auswahl

Ein zentrales Element und wichtiges Aushängeschild ist und bleibt natürlich die operative Behandlung von Augenerkrankungen aller Art durch unsere beiden Augenärzte Dr. Raoul Cheuteu und Prof. Dr. Giles Kagmeni. Bei den Krankheitsbildern dominiert der Graue Star, aber es treten auch immer wieder andere Augenleiden auf, die operativ behandelt werden müssen.

Versorgt werden Patienten aller sozialen Schichten und Ethnien. Die medizinische Behandlung sowie die Ausgabe von Medikamenten und maßgeschneiderten Brillen erfolgen gegen eine Gebühr, die sich an den finanziellen Möglichkeiten der Patienten orientiert.

Patientenregistrierung durch Empfangsdame Doris
Patienten warten auf ihre Untersuchung …
… bzw. auf ihre OP

Klinikchef MTA Anthony Akpeny ist mit seinem Team permanent lokal vor Ort, führt Augenuntersuchungen durch, fertigt Brillen an und bereitet Operationen vor. Diese werden dann von den aus Yaoundé anreisenden Augenärzten vorgenommen. Im Juni 2021 und später noch einmal im August führt Prof. Kagmeni die ersten Operationen in der neuen Klinik durch. Insgesamt sind dies 35 OPs, allesamt am Grauen Star. Weil Dr. Cheuteu zu dieser Zeit wegen seiner schweren und lebensbedrohlichen Corona-Erkrankung nicht arbeitsfähig ist, muss Prof. Kagmeni dabei sowohl die Anästhesie als auch die Chirurgie alleine bewältigen. Ein gewaltiges Programm, das er mit großem Einsatz erfolgreich meistert.

Am 8. Oktober 2021 sitzt dann auch Dr. Cheuteu erstmals in der neuen Klinik am OP-Tisch und wechselt sich bei den anstehenden OPs mit Prof. Kagmeni ab. Dieses Vorgehen ist eingeübt und entspricht auch bei unseren Operationskampagnen dem standardmäßigen Ablauf.

Dr. Raoul Cheuteu operiert.
Prof. Dr. Giles Kagmeni hat gerade eine beidseitige OP abgeschlossen.

Als Jahresergebnis 2021 schlagen in Ambam unter dem Strich insgesamt 66 Katarakt-(Graue-Star-) OPs zu Buche. Dies ist zugegebenermaßen noch ein ganzes Stück von den für Ambam geplanten 160 jährlichen OPs entfernt. Aber die bereits seit März 2020 anhaltende coronabedingte Grenzschließung zu den nur jeweils ca. 20 km entfernten Nachbarstaaten Gabun und Äquatorial-Guinea haben viele potenzielle Patienten aus diesen beiden Ländern daran gehindert, nach Ambam zu gelangen und sich dort behandeln zu lassen.

Unglücklicherweise hat sich diese Situation auch im Jahr 2022 bisher nicht geändert. Aber wir hoffen natürlich, dass die Grenzen bald wieder offen sind, damit sich der Zustrom von Patienten nach Ambam wieder auf Vor-Corona-Niveau erhöht, die Zahl der Operationen in unserer neuen Klinik durch diesen Umstand deutlich zunimmt und wir die Zielzahl von 160 Augenoperationen pro Jahr erreichen und möglichst auch übertreffen können.

Frisch operierte Patienten
Vorne Patienten, dahinter das medizinische Personal, von links MTA Anthony Akpeny, Dr. Raoul Cheuteu, Prof. Dr. Giles Kagmeni, Krankenpfleger Elvis

Auf jeden Fall aber haben wir mit der neuen Augenklinik in Ambam ein Leuchtturmprojekt mit großer Ausstrahlungskraft geschaffen, das als Modell dienen kann für die Erweiterung des Zugangs zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung in Zentralafrika. An zwei besonderen Tagen im ersten Quartal des laufenden Jahres wird dies für die lokale Bevölkerung in Ambam besonders deutlich. Am 11. Februar, dem kamerunischen Tag der Jugend, steht die neue Klinik allen Schülern für eine kostenlose Augenuntersuchung zur Verfügung. Die Kinder und Jugendlichen machen von dieser ihnen angebotenen Möglichkeit erfreulicherweise sehr regen Gebrauch. Entsprechendes gilt ein paar Wochen später auch für den 8. März, den Weltfrauentag, an dem der weibliche Teil der Bevölkerung ebenfalls das Angebot bekommt, kostenlos die Augen untersuchen lassen kann, und dieses in großem Umfang nutzt.

Möglich geworden sind alle beschriebenen Aktivitäten nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die wie bereits mehrfach berichtet den Löwenanteil der Baukosten für unsere neue Augenklinik in Ambam übernommen hat.