Augenklinik-Neubau in Ambam schreitet zügig voran

Wie in einem früheren Beitrag berichtet fand die Grundsteinlegung für unsere neue Augenklinik im südkamerunischen Ambam am 24.02.2020 statt. Bauherr ist die gemeinnützige kamerunische Fondation Médicale Kacheu, die von unseren beiden in Deutschland ausgebildeten Augenärzten Dr. Raoul Cheuteu und Prof. Dr. Giles Kagmeni gegründet wurde. Die Baufinanzierung erfolgt dankenswerterweise durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die sich der Förderung medizinischer Forschung widmet und medizinisch-humanitäre Projekte unterstützt.

Ansicht neue Klinik Ambam

Unmittelbar nach dem durch die Grundsteinlegung erfolgten offiziellen Startschuss beginnen die Bauarbeiten. Die Baugrube sowie Fundament- und Leitungsgräben werden in erforderlicher Tiefe ausgehoben und die für das Gebäude benötigten Bausteine direkt vor Ort hergestellt.

Die für den Klinikneubau benötigten Steine …
… werden direkt vor Ort hergestellt.

Für diesen Prozess wird jede Menge Wasser benötigt, das zu Beginn der Bauarbeiten aus einigen hundert Metern Entfernung herantransportiert werden muss, was mit täglichen Kosten von 15.000 Francs CFA verbunden ist. Dies entspricht immerhin etwa 23 Euro. Um dieses Geld einzusparen, lässt Dr. Cheuteu auf dem Baustellengelände ein Loch graben, das bei 17 m Tiefe den Grundwasserspiegel erreicht. Seitdem ist das Wasser kostenlos.

In diesem frisch gegrabenen, 17 m tiefen Loch sammelt sich das für die Bauarbeiten verwendete Grundwasser

Ein unerfüllter Traum bleibt auf absehbare Zeit, zur autarken Wasserversorgung der neuen Klinik einen professionellen Brunnen mit Motor, Pumpe und Filtersystem bauen zu lassen. Dazu fehlen leider aktuell die Geldmittel.

Wenige Tage nach Beginn der Bauarbeiten beginnen die Mauern der neuen Klinik, langsam, aber unaufhörlich immer weiter in die Höhe zu wachsen (s. folgende Fotos).

Stand der Bauarbeiten am 14.03.2020, …
… am 27.03.2020, …
… am 11.04.2020 …
… und am 30.04.2020

Anfang Mai werden die Fensterrahmen, die Fenstergitter und die Verbindungstür zwischen den beiden Gebäudeteilen angeliefert, und die Arbeiter beginnen mit dem Bau der Dachkonstruktion.

Fensterrahmen
Fenstergitter
Verbindungstür
Am 09.05.2020 …
… ist ein Teil der Dachkonstruktion bereits montiert.
Und Mitte Mai 2020 …
… beginnen die Dachdeckerarbeiten. Im Bild gezeigt ist der Stand am 26.05.2020.

Die Auftragsvergabe für den Dachbau ist ein schönes Beispiel dafür aufzuzeigen, welchen persönlichen Aufwand Dr. Cheuteu betreibt, um die Baukosten im Griff zu behalten. Die vom Bauunternehmer genannten Kosten für das Dach sollen umgerechnet 8.000 Euro betragen. Dr. Cheuteu hält diesen Betrag für zu hoch und findet über seine guten Beziehungen in Yaoundé eine Firma, die für das Gewerk nur 7.300 Euro verlangt.

Beim Kauf von Materialien aller Art geht Dr. Cheuteu vergleichbar vor, egal ob es sich um 20 Tonnen Sand, um Abwasser-Plastikrohre, Fenstergitter oder ähnliches handelt. Alle diese Dinge kauft er selbst ein und stellt sie bei, was dem Bauunternehmer eher weniger gefällt, jedoch zuverlässig die Kosten niedrig hält. Den Lastwagentransport der Materialien von Yaoundé nach Ambam organisiert Dr. Cheuteu so, dass dieser möglichst immer nachts erfolgt, wenn weniger Polizeikontrollen an der Strecke sind. Die Zwischenlagerung von Materialien, bis wieder eine komplette Ladung zusammengestellt ist, unternimmt er schon mal auf dem Gelände seines Wohnhauses in Yaoundé.

Doch natürlich kann Dr. Cheuteu nicht alles von seinem Wohnort aus erledigen. Er fährt in der Bauphase viel häufiger als sonst nach Ambam, um dort nach dem Rechten zu sehen. Seit der Grundsteinlegung ist er fast wöchentlich dort. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die einfache Entfernung zwischen den beiden Städten immerhin 270 km beträgt. Zwar ist die gesamte Strecke durchgehend asphaltiert, aber man darf sie sich keineswegs wie eine deutsche Bundesstraße oder gar Autobahn vorstellen. Viele zum Teil extreme Schlaglöcher und natürlich auch die entlang der Straße lebende Bevölkerung sowie deren frei herumlaufende Haustiere erfordern eine umsichtige Fahrweise und äußerste Vorsicht. Mit dreieinhalb Fahrstunden für die einfache Strecke ist auf jeden Fall zu rechnen.

Der Betreuungsaufwand für den Klinikneubau ist also nicht ganz unbeträchtlich, doch Dr. Cheuteu freut sich darüber, dass auch dadurch das ihm sehr am Herzen liegende Bauvorhaben äußerst rasch voranschreitet. Was aber natürlich nicht heißt, dass immer alles glatt läuft. Ende März stellt er beispielsweise bei einem Baustellenbesuch fest, dass eine Wand buchstäblich krumm und schief gemauert wurde. Dr. Cheuteu lässt sie auf Kosten des Bauunternehmers abreißen und neu hochmauern. Auch in Afrika gilt eben: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Dr. Cheuteu hängt nach einem schweren Malaria-Anfall am Tropf.
Bei Unfall mit Motorrad beschädigtes Auto von Dr. Cheuteu.

Es treten aber auch ganz andersartige Probleme auf. So erleidet Dr. Cheuteu Mitte März auf dem Weg nach Ambam einen schweren Malaria-Anfall. Wie fast immer ist er alleine im Auto unterwegs und schafft kaum noch die letzten 50 km bis Ambam. Unter Aufbietung der allerletzten Kraft- und Konzentrationsreserven erreicht er sein Ziel, lässt den ihm gut bekannten lokalen Arzt kommen und wird von diesem an den Tropf gehängt. Am nächsten Tag geht es ihm wieder etwas besser, und er will sich von einem Fahrer zurück nach Yaoundé bringen lassen. Doch schon kurz nach der Abfahrt in Ambam stößt dieser auf Grund einer Unaufmerksamkeit mit einem mit drei Personen besetzten Motorrad zusammen. Diese drei müssen allesamt in ärztliche Behandlung, und auch Dr. Cheuteu erleidet ein leichtes Schleudertrauma. Zudem ist sein Auto jetzt nicht mehr fahrtüchtig, so dass er seine Rückreise zwar mit demselben Fahrer, aber einem anderen Fahrzeug fortsetzen muss.

Doch das ist ein negativer Ausreißer. Das Positive überwiegt bei Weitem. Viel Spaß macht dem bald wieder vollständig genesenen Dr. Cheuteu beispielsweise die Besorgung und Anpflanzung blühender Sträucher zur Verschönerung der Außenanlage der neuen Klinik. Er möchte diese optisch weiter aufwerten, damit sie sich möglichst positiv von der häufig eher tristen Umgebung abhebt, und organisiert dafür eine Vielzahl von wunderschön blühenden Bougainvilleen (s. Foto).

Dr. Cheuteu beim Antransport blühender Bougainvilleen zur optischen Aufwertung der neuen Klinik.

Insgesamt liegt das Bauprojekt aktuell weit vor dem Plan. Wenn sich alles so positiv wie bisher weiterentwickelt, könnte die Eröffnung unserer neuen Augenklinik in Ambam deutlich früher erfolgen als ursprünglich geplant, vielleicht noch vor Ablauf des Jahres. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.