Kampf gegen das Erblinden

Das vom Lions Club 1990 gegründete Programm SightFirst (Sehen zuerst) hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen vor Blindheit und Sehverlust zu bewahren und die Hauptursachen von vermeidbarer und heilbarer Erblindung zu bekämpfen. Gemeinsam mit der Augenhilfe Afrika setzen sich speziell die Lions Clubzweige Kaarst-Büttgen-Korschenbroich und Mönchengladbach Abteiberg sehr konkret im Kampf gegen die Blindheit in Kamerun ein.

Logo des Lions Clubs

In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara gibt es etwa sechs Millionen blinde Menschen. 3,6 Millionen von ihnen sind durch den Grauen Star, auch Katarakt genannt, erblindet, der in weiter entwickelten Ländern schon lange und ohne weiteres geheilt werden kann. Beim Grauen Star trübt sich die Augenlinse ein, was oft mit dem Alterungsprozess einhergeht, und wird mehr und mehr undurchsichtig. Bei einer Operation wird die trübe Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt.

Typischer beidseitiger Grauer Star oder Kararakt

Allein im zentralafrikanischen Kamerun gibt es ungefähr 200.000 Blinde. Etwa genauso viele sind durch fehlende medizinische Betreuung von Blindheit bedroht, denn die geschätzt 30 Millionen Menschen dieses Entwicklungslandes werden von nur 130 Augenärzten betreut. Augenchirurgen gibt es in Kamerun sogar nur ganze 20. Somit muss sich rein rechnerisch ein Augenarzt um etwa 230.000 Menschen kümmern und ein Augenchirurg sogar um 1.500.000. Die direkte Folge dieser krassen Unterversorgung ist, dass viele Menschen an Augenkrankheiten leiden, die in den Industrieländern problemlos heilbar sind.

Kamerun liegt an der Schnittstelle von West- zu Zentralafrika.

Wie in den meisten Ländern der Dritten Welt ist auch in Kamerun das Gesundheitssystem desolat. So gibt es zum Beispiel keine Krankenversicherungen. Vom Krankenbett über Medikamente und Untersuchungen bis hin zu Operationen muss alles bar bezahlt werden. Wer nicht bezahlen kann, wird nicht behandelt und auch nicht operiert, selbst nicht in Fällen, die sofortiges Handeln erfordern und keinesfalls aufgeschoben werden sollten. Besonders groß ist die Not der sehbehinderten und erblindeten Menschen. Für sie gibt es in den entlegenen Regionen des Landes kaum Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten. Dabei könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation 80 Prozent aller Blinden geheilt werden.

Allerdings fehlt in Kamerun praktisch alles, um Blindheit vorzubeugen oder sogar zu heilen. Von den wie genannt ca. 200.000 registrierten Blinden und 570.000 Schlechtsehenden hat mehr als die Hälfte den Grauen und ein Fünftel den Grünen Star. Beide Krankheitsformen sind heilbar, der Grüne Star zumindest dann, wenn er rechtzeitig erkannt wird. Häufig sind darüber hinaus zum Beispiel Hornhauttrübungen, Netzhautablösungen und kinderspezifische Erkrankungen.

In vielen Fällen würde schon eine Brille das Leben der Betroffenen sehr erleichtern, jedoch ist nicht einmal diese Hilfe für jedermann zugänglich. Manchmal brauchen erst einmal die Eltern eine Brille, um überhaupt feststellen zu können, dass ihre Kinder schlecht sehen.

Zurechtgebastelte Brille

Seit ihrer Gründung 2013 kämpft die Augenhilfe Afrika in Kamerun gegen diese Situation an und erhält dabei seit vielen Jahren nachhaltige finanzielle Unterstützung vor allem auch von den beiden Lions Clubzweigen Kaarst-Büttgen-Korschenbroich und Mönchengladbach Abteiberg, die sich wie auch der Lions Club insgesamt gemäß dem Motto SightFirst dem Kampf gegen die Blindheit verschrieben haben.

Medizinischer Partner bei allen Aktivitäten der Augenhilfe Afrika in Kamerun ist Dr. med. Raoul Cheuteu, der in Deutschland studiert hat und seit seiner Rückkehr in sein Geburtsland Kamerun im Jahr 2011 dort als Augenarzt praktiziert. Er ist in Korschenbroich am Niederrhein, dem Sitz der Augenhilfe Afrika, gut bekannt. Schließlich marschiert er seit 2008 regelmäßig zu Pfingsten im grünen Rock beim traditionellen Schützen- und Heimatfest Unges Pengste mit. Ein weiterer interessanter Aspekt: Dr. Cheuteu ist auch seit vielen Jahren Mitglied im Lions Club und aktuell an seinem Wohnort, der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé, Sekretär des Lions Clubs Yaoundé-Fraternité.

Dr. Raoul Cheuteu mit Schützenkameraden beim Schützenfest in Korschenbroich
Dr. Raoul Cheuteu untersucht ein Kind mit der Spaltlampe.
Prof. Dr. Giles Kagmeni nach beidseitiger Grauer-Star-OP
Dr. Raoul Cheuteu (l.) und Prof. Dr. Giles Kagmeni mit frisch operierten Patientinnen

Mehrmals jährlich bricht Dr. Cheuteu gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Giles Kagmeni und einem jeweils 6- bis 8-köpfigen Team zu Augenuntersuchungs- und Operationskampagnen in entlegene und augenärztlich völlig unterversorgte Regionen Kameruns auf, wo bisher nur selten oder sogar noch nie ein Augenarzt zu sehen war. Dort untersuchen, behandeln und operieren unsere beiden Augenärzte, die zwei der genannten lediglich 20 Augenchirurgen in Kamerun sind, bedürftige und häufig völlig mittellose Patienten. Dabei werden typischerweise jeweils etwa 350 – 400 Augenuntersuchungen und 50 Augenoperationen durchgeführt, in den allermeisten Fällen am Grauen Star. Bis zu 50 oder sogar mehr von unseren Augenoptikern maßgeschneiderte Brillen pro Kampagne kommen hinzu.

Augenoptikerin Antoinette Bassom passt einem Kind eine Brille an.
Dr. Raoul Cheuteu (M.) bei einer OP-Kampagne mit frisch operierten Patienten

Im Laufe der Jahre hat die Augenhilfe bei den Kampagnen mehr als 13.000 Augenuntersuchungen und über 1.700 Operationen erfolgreich abgeschlossen sowie mehr als 800 maßgeschneiderte Brillen an bedürftige Patienten ausgegeben. Von den Patienten wird dabei jeweils nur ein geringer symbolischer Kostenbeitrag erhoben. Die beiden Augenärzte arbeiten bei den Kampagnen komplett unentgeltlich. Sie fühlen sich durch ihre medizinische Ausbildung privilegiert und empfinden eine starke soziale Verpflichtung, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Die Ergebnisse aller OP-Kampagnen seit 2014

In Ambam in Süd-Kamerun hat die Augenhilfe mit finanzieller Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung eine neue Augenklinik gebaut und im März 2021 in Betrieb genommen. In diese Klinik ist eine voll funktionsfähige Augenoptikerwerkstatt integriert, die auch bei den Operationskampagnen mitgeführt wird. Die Klinik in Ambam deckt nicht nur Südkamerun, sondern auch große Teile der Nachbarländer Gabun und Äquatorialguinea ab.

Die 2021 eröffnete neue Augenklinik in Ambam

Auch der zweite Augenklinikneubau der Augenhilfe in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé ist seit Kurzem abgeschlossen und im Oktober 2023 in Betrieb gegangen.

Die im Oktober 2023 eröffnete neue Augenklinik in Yaoundé

Inzwischen wurde mit dem Bau einer dritten Augenklinik in Mora, Nordkamerun, begonnen. Diese Klinik wird finanziert durch die Stiftung Lichtblicke in der Welt mit Sitz in Obernburg am Main. Eröffnung und Inbetriebnahme sind für den Jahreswechsel 2024/2025 vorgesehen.

Schritt für Schritt nähert sich …
… die neue Augenklinik in Mora der Fertigstellung.

Alle genannten Aktivitäten, seien es die beschriebenen OP-Kampagnen, der Kauf oder die Zurverfügungstellung der dazu benötigten Geräte und Verbrauchsmaterialien, die Bautätigkeiten oder die noch gar nicht erwähnte Ausbildung junger Kameruner zu Krankenpflegern oder Augenoptikerinnen, werden ohne Ausnahme nur ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von engagierten Spendern. Ohne deren Hilfe wäre das alles nicht möglich.

Lions Deutschland und ganz besonders die beiden Lions Clubzweige Kaarst Büttgen-Korschenbroich und Mönchengladbach Abteiberg haben die Augenhilfe Afrika in den vergangenen 10 Jahren mit insgesamt etwa 50 TEUR unterstützt. Zu einem gewissen Teil waren dies sachbezogene Spenden zum Kauf von konkret definierten augenmedizinischen und augenoptischen Geräten. Dazu setzten die Lions unter anderem Erlöse ein von zwei Benefizkonzerten in der Korschenbroicher St. Andreas Kirche, von jährlich im Sommer stattfindenden Oldtimer-Rallyes und dem ebenfalls alle Jahre wieder durchgeführten Verkauf von Adventskalendern.

Ankündigung Benefiz-Konzert

Bedauerlicherweise haben die treuen Unterstützer der Augenhilfe Afrika kaum einmal die Möglichkeit, selbst persönlich zu erleben, was passiert, wenn eine Mutter nach Abnahme der Augenverbände erstmals ihre Kinder sieht oder ein Großvater seine Enkel. Glück und Freude der Menschen sind dann oft unbeschreiblich.

Am Tag nach der Augenoperation …
… wird der Verband entfernt.

Zum Abschluss bleibt noch anzumerken, dass die Augenhilfe Afrika wie auch der Lions Club vollständig ehrenamtlich arbeiten. 100% aller Spenden an die Augenhilfe fließen ungekürzt in die Arbeit zur Bekämpfung der Blindheit in Afrika, die vielen Menschen das Augenlicht zurückbringt und deren Lebensqualität entscheidend verbessert. Alle Administrationskosten werden durch die Mitgliedsbeiträge der Augenhilfe-Mitglieder abgedeckt.