Liebe Freunde der Augenhilfe Afrika,
auch im gerade abgelaufenen Jahr 2023 konnten wir wieder einiges für die Blinden und Sehbehinderten in Afrika erreichen. Im März und Oktober finden die ersten beiden Untersuchungs- und Operationskampagnen des Jahres in den Orten Sa´a und Nachtigal statt, die jeweils nördlich und nicht allzu weit von der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé entfernt am Fluss Sanaga liegen. Beide Orte sind stark betroffen von der im tropischen Afrika weit verbreiteten Onchozerkose oder Flussblindheit. Diese Erkrankung geht zurück auf eine Infektion mit einem Fadenwurm, der durch den Stich von weiblichen Kriebelmücken verursacht wird. Sie bewirkt Juckreiz sowie Ausschläge, die üble Vernarbungen im Auge zur Folge haben können und oft zu völliger Blindheit führen. Beide Kampagnen werden finanziert von dem deutschen Verein WMF Barmherzigkeit und dessen österreichischer Schwesterorganisation Barmherzigkeit International, die einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Bekämpfung der Flussblindheit legen, worauf auch die Auswahl der beiden Kampagnenorte zurückgeht.
Viele Menschen in Sa´a und Nachtigal sind nicht nur von Flussblindheit betroffen, sondern haben gleichzeitig auch noch Grauen Star. Da Flussblindheit einer Entzündung im Auge entspricht und entzündete Augen nicht operiert werden können, müssen diese Patienten zunächst mit dem Medikament Mectizan behandelt werden. Erst nach Genesung von der Flussblindheit wird dann bei ihnen eine Graue-Star-OP ermöglicht. Sa´a und Nachtigal sind die beiden ersten Kampagnen seit Bestehen der Augenhilfe, bei denen unser Team derart massiv mit dem Thema Flussblindheit konfrontiert ist.
Unsere dritte Kampagne findet im November in Bafang in der Region Ouest statt. Unser Augenarzt und Freund Dr. Raoul Cheuteu fehlt dabei. Doch dies hängt nicht etwa mit einer Erkrankung zusammen wie bei seiner Corona-Infektion im Mai 2021, sondern hat einen völlig anderen Hintergrund. Zum einen erfordert unsere neuerbaute Augenklinik in Yaoundé (s.u.) kurz nach der Inbetriebnahme die ständige Präsenz eines verantwortlichen Augenarztes, und zum anderen stammen sowohl unser Prof. Dr. Giles Kagmeni als auch die seit Mitte 2022 in Dr. Cheuteus Augenklinik in Yaoundé angestellte Augenärztin Frau Dr. Dahlia Eurielle Sina Kouam Komatchou aus der Region Bafang. Sie haben dort also quasi ein Heimspiel und übernehmen voller Engagement Organisation und Durchführung der Kampagne, während Dr. Cheuteu in Yaoundé die Stellung hält.
Hier die Daten der drei Untersuchungs- und Operationskampagnen 2023:
Insgesamt wurden bei den Kampagnen des abgelaufenen Jahres somit 1.388 Untersuchungen und 142 Operationen durchgeführt sowie 161 maßgeschneiderte Brillen angefertigt und an bedürftige Patienten abgegeben.
In Summe haben wir damit in den inzwischen 10 Jahren unseres Bestehens bereits 1.723 Operationen durchgeführt, die allermeisten davon am Grauen Star. Darüber hinaus konnten wir bei unseren Kampagnen 819 maßgeschneiderte Brillen anfertigen und an sehbehinderte Patienten abgeben.
Hier die detaillierte Übersicht über die Ergebnisse der Jahre 2014 bis 2023:
Hinweis: Der Einbruch 2021 kommt durch die Corona-Erkrankung von Dr. Raoul Cheuteu zustande.
Neben den Kampagnen, die ja das zentrale Element unserer Arbeit darstellen und vor 10 Jahren auch zur Gründung der Augenhilfe Afrika geführt haben, bestimmten die Bauarbeiten an den beiden Augenkliniken in Yaoundé und Mora ganz wesentlich den Verlauf des Jahres.
In Yaoundé geht es dabei nicht nur um den Innenausbau des Gebäudes mit all seinen vielfältigen Facetten, sondern auch um den Zugangsweg, der noch Anfang des Jahres weder von Fahrzeugen noch Fußgängern ohne Probleme bewältigt werden kann. Bei Regenwetter entwickelt sich die Zufahrtsstraße sogar in kürzester Zeit zu einer glitschigen, schlammigen Rutschbahn. Zur Entschärfung der Situation müssen wir einigen Aufwand treiben.
Das neue „Centre International de Chirurgie Ophtalmologique de Yaoundé“ bzw. „International Ophtalmological Surgical Center of Yaoundé“, wie die neue Klinik alternativ zur französischen Version auf Englisch heißt, wird am 17. Oktober 2023 eröffnet. Sie ist von Anfang an als Leuchtturmprojekt konzipiert und wird auch als Leuchtturmprojekt wirken, weit über die kamerunische Hauptstadt Yaoundé hinaus. Wenn man sie von der lauten und staubigen Straße kommend betritt, ist man schlagartig in einer anderen Welt. Das Innere des Gebäudes braucht den Vergleich mit keiner Klinik in Europa zu scheuen. Schon im Treppenhaus ist der hohe Anspruch, den Dr. Cheuteu an Ästhetik und Sauberkeit hat, klar erkennbar. Bodenfliesen, Treppengeländer, der Anstrich der Wände, die Türen, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und vor allem auch professionell ausgeführt. Topfpflanzen sowie passende Kunstdrucke und Gemälde mit afrikanischen Motiven an den Wänden runden das Gesamtbild in angenehmer Weise ab.
Die neue Klinik wird von den Patienten sofort ausgesprochen gut angenommen. Schon der November, der erste volle Arbeitsmonat, ist von der Auslastung her einer der besten Monate, die unsere beiden Augenärzte Dr. Raoul Cheuteu und Prof. Dr. Giles Kagmeni in Yaoundé bisher erlebt haben.
Der Bau der neuen Augenklinik in Mora in Nord-Kamerun hat uns im abgelaufenen Jahr einige Sorgen gemacht. Wie mehrfach auf dieser Website berichtet stellt die Stiftung Lichtblicke in der Welt der Augenhilfe Afrika 210 TEUR zur Verfügung, um in Mora nach Ambam und Yaoundé eine dritte Augenklinik zu errichten. In dieser Summe sind neben den Kosten für das Gebäude sowie für einen Brunnen auch die Kosten für die Grundausstattung mit technischen Geräten sowie die Ausbildung von drei jungen Einheimischen aus der Region beinhaltet.
Schon kurz nach der Grundsteinlegung im November 2022 wird mit den Bauarbeiten begonnen. Gegen Ende der Rohbauphase zeigt sich dann aber, dass das planende Ingenieurbüro die Kosten einiger Gewerke zum Teil erheblich unterschätzt hat. Die sich daraus ergebenden Zusatzkosten resultieren im Mai in einem vom Vorstand der Augenhilfe verhängten Baustopp.
Nachdem die Finanzierung der Mehrkosten bis zur endgültigen Fertigstellung der neuen Augenklinik gesichert ist, werden die Bauarbeiten in Mora Anfang November nach einer fast halbjährigen Unterbrechung wieder aufgenommen. Durch die entstandene Verzögerung verschiebt sich die Eröffnung der neuen „Clinique Ophtalmologique Lichtblicke in der Welt – Fondation Mora“ auf voraussichtlich Ende 2024 / Anfang 2025.
In der Klinik in Ambam werden im Laufe des Jahres einige dringend erforderliche Verbesserungen umgesetzt. Eine Wasserableitung mit einer Betonrinne vor dem Eingang soll eine Überflutung des Klinikgeländes in Zukunft zuverlässig verhindern, ein Gitter auf der Umfassungsmauer Unbefugten den Zutritt weiter erschweren, und eine Reihe von Einbauschränken im Innern verbessert inzwischen Ordnung und Gesamtbild in erheblicher Weise.
Ansonsten läuft der Betrieb in Ambam normal weiter. Leider sind die Grenzen zu den Nachbarländern Gabun und Äquatorial-Guinea weiterhin geschlossen, so dass der Zustrom der Patienten von dort stark eingeschränkt ist.
Am 2. Juni findet in Korschenbroich die alljährliche Mitgliederversammlung der Augenhilfe Afrika statt. Nach zwei fünfjährigen Amtszeiten steht dieses Mal die Neuwahl des gesamten Vorstands an. Die bisherigen Vorstände stellen sich geschlossen zur Wiederwahl und werden ohne Gegenstimme für eine weitere Amtszeit von 5 Jahren im Amt bestätigt.
Am 13. Dezember feiert die Augenhilfe Afrika ihr 10-jähriges Bestehen im Rahmen einer kleinen Veranstaltung im Hannen-Stammhaus in Korschenbroich. Auch Anstoßgeber und Mitbegründer der Augenhilfe Dr. Raoul Cheuteu ist aus Kamerun angereist. Seine Reisekosten sowie die Kosten der Veranstaltung werden von Augenhilfe-Mitgliedern übernommen.
Abschließend ist noch zu berichten, dass unser Freund Prof. Dr. Giles Kagmeni vom kamerunischen Gesundheitsminister zum Titularprofessor der Augenheilkunde an der Universität Yaoundé ernannt wurde. Diese Ehrung hat er sich redlich verdient. Wir gratulieren ihm von ganzem Herzen und wünschen ihm in seiner neuen Funktion viel Erfolg und alles Gute.
Es ist also auch im abgelaufenen Jahr 2023 wieder einiges geschafft worden, doch der Bedarf bleibt weiterhin riesig. Daher sind wir froh und dankbar, dass wir Unterstützer wie Sie an unserer Seite wissen, mit deren Hilfe wir auch weiterhin blinden Menschen das Augenlicht wiedergeben können. Denn alles Engagement unseres Teams in Kamerun nutzt nichts, wenn bei uns kein Geld in der Kasse ist, um die Verbesserung der Situation der augenmedizinisch in extremem Maße unterversorgten Bevölkerung in Kamerun zu finanzieren.
Meine Hoffnung ist natürlich, dass Sie auch in Zukunft der Augenhilfe Afrika e.V. verbunden bleiben.
Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung.
Mit herzlichen Grüßen
Dr. Franz Thoren
Vorsitzender Augenhilfe Afrika e.V.