Untersuchungs- und Operationskampagne in Yokadouma

Die vierte und letzte Untersuchungs- und Operationskampagne der Augenhilfe Afrika im Jahre 2019 findet vom 28.11. bis zum 3.12. in Yokadouma statt. Dies ist die Hauptstadt des im Urwald des Kongo-Beckens im äußersten Südosten Kameruns gelegenen Departements Boumba-et-Ngoko (rot im Bild) in der Region Est (gelb und rot). Yokadouma hat etwas mehr als 20.000 Einwohner, das gesamte Departement knapp 80.000. Die Bevölkerung ist sehr arm und besteht zum Teil aus Ba´Aka-Pygmäen.

Politische Gliederung Kameruns. Yokadouma liegt im Departement Boumba-et-Ngoko (rot).

Die Anreise erfolgt mit dem Auto und ist für Dr. Raoul Cheuteu und Prof. Dr. Giles Kagmeni und das gesamte Team bereits eine große Herausforderung. Die Strecke von Yaoundé und erst recht von Ambam aus ist so weit und die Straße so schlecht, dass das Team erst im Laufe des zweiten Fahrtages in Yokadouma ankommt. Bis Bertoua ist die Straße immerhin asphaltiert, aber aufgrund der engen Fahrbahn, der vielen Kurven und der vielen Lastwagen sehr unfallgefährdet. Hinter Bertoua geht die Straße in eine unbefestigte Piste über und wird, je weiter es in den Urwald hineingeht, immer katastrophaler, voller Löcher und sonstiger Hindernisse.

Pastor Keya Olivier von der evangelischen Kirche „Full Gospel“ in Yokadouma ist der Gastgeber für die nächsten Tage. Er stellt die benötigten Räumlichkeiten für die Untersuchungen und Operationen zur Verfügung. Seine Kirche wurde wie über 50 andere Kirchen und Krankenhäuser in Kamerun durch den aus Ulm stammenden deutschen Pastor, Architekten und Afrika-Missionar Peter Schneider erbaut.

Blinde Patienten werden von Angehörigen geführt.
Wartende Patienten und ihre Angehörigen auf dem Kirchengelände in Yokadouma

Unser Team wird dieses Mal ergänzt durch Antoinette Bassong, die uns schon 2017 bei der OP-Kampagne in Eséka unterstützt hatte. Seit mittlerweile knapp zwei Jahren ermöglicht die Augenhilfe ihr eine Ausbildung zur Augenoptikerin. Als sie ein paar Tage vor Beginn der Kampagne in Yokadouma von dieser erfährt, bietet sie spontan an, zu helfen und daran teilzunehmen. Ihre zwei kleinen Kinder lässt sie in der Obhut von Verwandten zurück. Als bereits bewährte Kraft ist sie für unser Team naturgemäß eine große Hilfe.

Antoinette (Mitte) bei einem kurzen Stopp auf dem Weg nach Yokadouma
Antoinette (links) macht sich bei den Untersuchungen nützlich

Insgesamt kann unser Team in Yokadouma 406 Augenuntersuchungen und 51 Operationen durchführen. Außerdem werden 25 maßgeschneiderte Brillen an bedürftige Patienten abgegeben.

Auffällig viele Glaukome (Grüner Star) werden diagnostiziert, und dank unseres tragbaren Retinographen und unseres Tonometers können die Patienten mit Hilfe der von ihrem Augeninnern gemachten Fotos über ihre Krankheit und die Prognose zum Heilungsverlauf gut informiert werden. Der Einsatz dieser mit Spendengeldern angeschafften Geräte hat für die Patienten ausgesprochen vertrauensbildenden Charakter. Mit ihrer Hilfe kann nämlich sehr deutlich gemacht werden, dass die aufgetretenen Sehstörungen auf eine echte Krankheit zurückgehen und nicht etwa durch Hexerei entstanden sind. Dieser Punkt hat eine viel höhere Bedeutung als wir uns im aufgeklärten Europa vorstellen können.

Insgesamt 23 Fälle von Glaukom (Grünem Star) werden festgestellt, davon 15 im Endstadium, in dem nichts mehr zu machen ist. 8 sind dagegen noch in ihren Anfängen, d.h. sie können noch behandelt werden, 5 davon sogar ausschließlich mit Medikamenten. Die restlichen drei werden operiert.

Florence Djomou (32), Stéphane Sakana (28) und Laura Moravwibeo (27) werden durch die Operation vor der sicheren und endgültigen Erblindung gerettet und haben nach ihrer Glaukom-Operation berechtigterweise nun sehr viel weniger Angst vor dem Gedanken, blind zu werden.

Florence Djomou (32) vor ihrer Glaukom-OP
Stéphane Sakana (28) vor seiner Glaukom-OP
Laura Moravwibeo (27) vor ihrer Glaukom-OP

Die meisten Operationen betreffen allerdings wie immer den Grauen Star. Einer der betroffenen Patienten ist Bernard Borobang (68). Er leidet an beidseitigem Katarakt (Grauen Star) und erblindete vor vier Jahren völlig. Nach Abnahme der Augenverbände am Tag nach der Operation öffnet er die Augen und ist außer sich vor Freude. Er kann wieder sehen. Für ihn beginnt ein neues Leben.

Bernard Borobang (68) ist frisch operiert
Bernard Borobang (68) kann wieder sehen und ist außer sich vor Freude. Für dieses „Beweis-Foto“ setzt er allerdings sein Pokerface auf.

Auch die 25 ausgegebenen maßgeschneiderten Brillen sorgen naturgemäß für Begeisterung und verbessern die Lebensqualität der Betroffenen in erheblichem Maße.

Patientin mit neuer Brille
Junger Sehbehinderter mit maßgeschneiderter Brille