Die dritte Operationskampagne von Augenhilfe Afrika im Jahre 2019 findet vom 22. – 27. August in Kousseri im äußersten Norden von Kamerun statt. Die Menschen hier sind nach wie vor stark von den direkten und indirekten Auswirkungen der brutalen Angriffe von Boko Haram betroffen.
Besonders in den Departements Mayo Sava und Mayo Tsanaga übt Boko Haram Druck auf die Logone- und Chari-Gemeinschaften aus, was zu immer neuen Flüchtlingswellen führt. Mehr als 475.000 Menschen wurden bereits aus ihren Dörfern vertrieben. Die Bauern trauen sich nicht mehr auf ihre Felder, was die ohnehin vorhandene Nahrungsmittelknappheit immer weiter verschlimmert. Jedes zweite Kind ist von Unterernährung bedroht, und die Mehrheit der vertriebenen Kinder hat keinen Zugang zu Bildung.
Trotz der unübersehbaren Gefahren für Leib und Leben hat sich unser Team entschieden, nach mehr als 5 Jahren erstmals wieder im äußersten Norden von Kamerun eine Untersuchungs- und Operationskampagne durchzuführen. Geholfen hat bei dieser Entscheidung das Angebot eines kamerunischen Generals, die Kampagne innerhalb einer Militärkaserne in Kousseri durchzuführen. Somit sind Team und Patienten zumindest während der Untersuchungen und Operationen optimal geschützt.
Die Anreise zum Kampagnenort erfolgt mit dem Flugzeug von Yaoundé nach Maroua, und die restlichen 240 km gehen mit dem Auto durch Boko-Haram-gefährdetes Gebiet. Dr. Cheuteu berichtet über den katastrophalen Straßenzustand sowie die bedrückende Armut der Menschen und die aus seiner Sicht außergewöhnliche Ergebenheit, mit der sie ihr schweres Schicksal tragen.
Es werden 401 Untersuchungen durchgeführt und 52 Augen operiert, alle an Grauem Star. Außerdem können 23 maßgeschneiderte Brillen an sehbehinderte arme Menschen abgegeben werden.
Eine der Patienten, die eine solche neue Brille bekommt, ist die 15-jährige Lisa. Sie leidet seit vier Jahren wegen ihrer Sehschwäche unter starken Kopfschmerzen. Die Brille ändert ihr Leben völlig: „Ich erlebe jetzt jeden Tag wie ein Wunder. Mein tägliches Leben ist voller Freude. Ich sehe die Schönheit der Welt als Ganzes. Der Regen oder der Nebel stören mich nicht.“ Und die Kopfschmerzen sind auch Vergangenheit.
Die 32-jährige Zara leidet seit etwa 20 Jahren an einer Retinitis pigmentosa. Eine Degeneration der Netzhautzellen führte nach und nach zu einem immer stärkeren Verlust des Sehvermögens. Bei der Untersuchung meint sie : „Ich leide unter dem Gedanken zu wissen, dass ich blind werden kann, aber nicht weiß warum.“ In den letzten Jahren hat sich ihre Situation verschlechtert, das Blickfeld schrumpft immer mehr. Zara erklärt, dass sie „wie in einer Röhre“ sieht.
Mit Hilfe des vor einiger Zeit mit Spendenmitteln der Augenhilfe angeschafften Retinoskops können die Ärzte Zara ihr geschädigtes Augeninnere zeigen und die Erkrankung erklären. Sie bekommt Medikamente und die Zusicherung, dass ihre Erblindung verhindert werden kann. Sie sollte allerdings zur Weiterbehandlung regelmäßig einen Augenarzt konsultieren. Und genau hier liegt natürlich das Problem. Doch Dr. Cheuteu plant, schon im nächsten Jahr erneut im hohen Norden Kameruns eine Kampagne durchzuführen. Dann kann er Zara erneut untersuchen und helfen.