Das Jahr 2021 war für die Augenhilfe Afrika ein sehr außergewöhnliches Jahr. Mit bemerkenswerten Höhepunkten sowie auch erschreckenden Tiefschlägen in Form von Krankheiten unserer beiden Augenärzte und einem tragischen Todesfall in unserem Team.
Bis Mitte Mai lief noch alles nach Plan. Der Container mit der Hilfslieferung der Bundeswehr wurde angeliefert und das darin enthaltene Sanitätsmaterial auf die beiden Augenkliniken in Yaoundé und Ambam verteilt. Die Eröffnung der neugebauten und im Wesentlichen von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung finanzierten Augenklinik in Ambam fand termingerecht statt, und die erste Untersuchungs- und Operationskampagne des Jahres im Urwaldgebiet von Eminemvom konnte ebenfalls wie geplant mit 48 Operationen und 30 maßgeschneiderten Brillen durchgeführt werden.
Die zweite OP-Kampagne des Jahres in Akonolinga startete dann am 19. Mai. Und am gleichen Tag wurde bei Dr. Raoul Cheuteu eine Corona-Erkrankung diagnostiziert. Tagelang lag er unter einer Sauerstoffmaske im Krankenhaus und kämpfte ums Überleben. Er erholte sich in der Folge nur sehr langsam, und erst viele Monate später war er wieder voll arbeitsfähig. Ebenfalls zeitgleich musste unser zweiter Augenarzt Prof. Dr. Giles Kagmeni mit gravierenden Nierensteinproblemen nach Deutschland fliegen, zur Behandlung an der Uniklinik in Leipzig. Erfreulicherweise schlug bei ihm die gewählte Therapie sehr gut an, er war bald wiederhergestellt und konnte zurück in seine Heimat Kamerun reisen.
Das dezimierte Augenhilfe-Team gab bei der solcherart beeinträchtigten OP-Kampagne in Akonolinga sein Bestes, tat alles, was es tun konnte, untersuchte und vermaß erkrankte Augen, identifizierte 45 zu operierende Katarakte sowie vier andersartige Erkrankungsfälle und fertigte 25 maßgeschneiderte Brillen an. Naturgemäß nicht abgearbeitet werden konnten vom Team in Ermangelung der Ärzte die notwendigen Augenoperationen. Zunächst wurde vorgesehen, diese OPs bis zum Jahresende nachzuholen. Doch die Genesung von Dr. Cheuteu zog sich in die Länge, das verbleibende Zeitfenster wurde immer kleiner, und die Wiederaufnahme der Kampagne in Akonolinga musste schließlich ins Jahr 2022 verschoben werden. Das gleiche Schicksal widerfuhr den beiden geplanten Kampagnen Nr. 3 in Limbé und Nr. 4 in Mokolo. Auch diese konnten nicht mehr in 2021 untergebracht werden und mussten ins neue Jahr verschoben werden.
Im Jahr 2022 soll nun wieder der alte Rhythmus mit vier jährlichen OP-Kampagnen aufgenommen werden. Die Planung sieht folgendermaßen aus:
- – 26.02.2022 Akonolinga
- – 21.05.2022 Niété
- – 30.07.2022 Limbé
- – 26.11.2022 Mokolo
In Akonolinga war David, einer der ausgebildeten Augenoptiker im Augenhilfe-Team, zum letzten Mal mit dabei. Er starb einige Zeit danach bei einem tragischen Motorradunfall. David war ein sehr fähiges und allseits beliebtes Teammitglied. Er wird uns fehlen. Wir behalten ihn in dankbarer Erinnerung.
Die Eröffnung der neugebauten Augenklinik in Ambam fand im März statt. Klinikchef MTA Anthony Akpeny ist mit seinem Team seitdem permanent lokal vor Ort, führt Augenuntersuchungen durch, fertigt Brillen an und bereitet Operationen vor. Diese werden dann von den aus Yaoundé anreisenden Augenärzten vorgenommen. Erstmals im Juni und später noch einmal im August führte Prof. Kagmeni insgesamt 35 Graue-Star-Operationen durch. Weil Dr. Cheuteu zu dieser Zeit wegen seiner Corona-Erkrankung noch nicht wieder arbeitsfähig war, musste Prof. Kagmeni dabei sowohl die Anästhesie als auch die Chirurgie alleine bewältigen. Ein gewaltiges Programm, das er mit großem Einsatz erfolgreich meisterte.
Am 8. Oktober sitzt auch Dr. Cheuteu erstmals in der neuen Klinik am OP-Tisch. Er wechselt sich bei den OPs mit Prof. Kagmeni ab. Einen letzten OP-Tag in Ambam im Jahr 2021 führen die beiden Augenärzte dann gemeinsam im Dezember durch. Als Jahresergebnis schlagen schließlich in Ambam unter dem Strich 66 Katarakt-OPs zu Buche. Das ist zugegebenermaßen noch ein ganzes Stück von den geplanten 160 jährlichen OPs entfernt. Aber die bereits seit langem anhaltenden coronabedingten Grenzschließungen zu den Nachbarstaaten Gabun und Äquatorialguinea haben viele potenzielle OP-Patienten bisher daran gehindert, sich in Ambam behandeln zu lassen. Wir hoffen natürlich, dass sich diese Situation bald ändert und die Zahl der Operationen in Ambam in der Folge deutlich zunimmt.
Anfang des Jahres 2021 begann auch der Bau unserer zweiten Augenklinik, dieses Mal in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé. Wegen der Innenstadtlage kam hier kein flächenmäßig ausgedehntes Klinikgebäude im Bungalow-Stil wie in Ambam in Frage. Stattdessen musste in die Höhe gebaut werden. Die baulichen Aktivitäten sind bis Ende des Jahres gut vorangekommen, so dass der geplante Eröffnungstermin im Mai 2022 weiterhin realistisch erscheint.
Zum Jahreswechsel 2021/2022 erreichte uns dann noch eine weitere Hiobsbotschaft. Prof. Kagmeni erkrankte nun ebenfalls an Corona. Bei ihm steckte die neue Omikron-Variante hinter der Ansteckung. Und im Gegensatz zu seinem Kollegen Dr. Cheuteu war der Verlauf bei ihm dann zum Glück vergleichsweise mild. Er war lediglich ein paar Tage außer Gefecht, dann aber bald wieder ohne erkennbare Nachwirkungen „auf dem Damm“.
Wir hoffen sehr, dass es unseren beiden Ärzten und dem gesamten Team im neuen Jahr gesundheitlich besser ergeht als im abgelaufenen.
Nicht versäumen möchte ich zum Abschluss, mich auch auf diesem Wege noch einmal für die großzügige Unterstützung aller unserer Spender zu bedanken. Denn ohne unsere Spender könnten wir absolut nichts erreichen, auch mit kerngesunden Augenärzten nicht. Und zum wiederholten Male möchte ich versichern, dass jeder gespendete Cent unmittelbar in Afrika für die Augenkranken dort eingesetzt wird. Sämtliche Verwaltungskosten decken wir über die Mitgliedsbeiträge unserer aktuell 25 Mitglieder ab.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie auch in Zukunft der Augenhilfe Afrika e.V. verbunden bleiben. Damit wir weiterhin blinden und sehbehinderten Menschen in Afrika helfen können.
Dr. Franz Thoren
Vorsitzender Augenhilfe Afrika e.V.