Die Augenhilfe Afrika e.V. trauert um Wolfgang Otten, der am 8. Februar 2025 nach langer Krankheit verstorben ist. Wolfgang hatte für die Augenhilfe eine ganz besondere Bedeutung. Ohne ihn wäre unser Augenarzt Dr. Raoul Cheuteu niemals nach Deutschland gekommen, wir hätten ihn gar nicht kennengelernt, und die Augenhilfe Afrika e.V. wäre nicht gegründet worden.

Die Geschichte von Raoul Cheuteu und Wolfgang Otten startet zu Beginn des neuen Jahrtausends. Raoul studiert in Weißrussland (Belarus) Medizin und ist zu Besuch in Moskau. Zur gleichen Zeit ist Wolfgang Otten im Zusammenhang mit dem Zweiten Tschetschenien-Krieg für die Hilfsorganisation help in Russland unterwegs und versucht gerade, im Kaufhaus Gum am Roten Platz in Moskau einen Pritt-Klebestift zu kaufen, kann sich aber nicht verständlich machen. Da tippt ihm jemand auf die Schulter. Es ist der in der Schlange hinter ihm stehende und perfekt russisch sprechende Raoul Cheuteu. Dieser fragt auf Englisch, ob er helfen könne. Das kann er natürlich.
Die beiden Männer lernen sich näher kennen, und in der Folge fragt Wolfgang Raoul, warum er nicht zum Studieren nach Deutschland käme. Dieser lacht und stellt fest, dass er a) kein Wort Deutsch spricht und sich das b) auch nicht leisten kann. Das ließe sich aber doch ändern, meint Wolfgang. Und so geht Raoul kurz darauf, finanziert von der Otten-Familie, für ein Jahr an die Berlitz Sprachschule in Frankfurt am Main, lernt dort deutsch und beendet anschließend sein Studium einschließlich Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er danach noch bis 2011 als Augenarzt tätig ist.
Raoul kehrt in sein Heimatland Kamerun zurück und gründet in der Hauptstadt Yaoundé in einem gemieteten Gebäude eine Augenklinik. Wolfgang reist kurz darauf mehrfach nach Kamerun, um Raoul bei der Aufbauarbeit in der neuen Klinik zu unterstützen. Auch bei der Hochzeit von Raoul und seiner Frau Arielle im Frühjahr 2012 ist Wolfgang mit Frau Barbara und weiteren Mitgliedern seiner Familie dabei.

Auch kurz nach der ersten von der Augenhilfe Afrika finanzierten OP-Kampagne in Mora im Jahr 2014, an der ich als Vorsitzender der neu neugegründeten Augenhilfe Afrika gemeinsam mit Vorstandskollegin Gundhild Tillmanns teilnehme, ist Wolfgang zeitgleich mit Gundhild und mir bei Raoul und Arielle in Yaoundé zu Besuch. Wir nutzen die Gelegenheit zu einer ganzen Reihe gemeinsamer Ausflüge in und um Yaoundé. Wolfgang ist dabei regelmäßig ohne erkennbare Hemmungen als Fahrer in einem gemieteten PKW im durchaus gewöhnungsbedürftigen Straßenverkehr der kamerunischen Hauptstadt unterwegs. Auch gelegentliche Konfrontationen mit Polizeibeamten meistert er mit seinen guten Französisch-Kenntnissen in souveräner Weise.





Im Jahr 2024 besucht Raoul seinen väterlichen Freund Wolfgang ein letztes Mal in dessen Domizil am Tegernsee. Da ist Wolfgang schon stark von seiner schnell fortschreitenden Krankheit gezeichnet. Am 8. Februar 2025 stirbt Wolfgang. Wir werden ihn immer in guter Erinnerung behalten. Möge er ruhen in Frieden.