Eine äußerst willkommene Welle von Sachspenden für unsere Arbeit in Afrika hat uns in letzter Zeit erreicht. Im November 2024 meldet sich ein Augenarzt aus der Nähe von Koblenz und bietet uns ein voll funktionstüchtiges Perimeter Rodenstock Peristat 433 an. Dieses Gerät wird eingesetzt zur Messung und Analyse des Gesichtsfelds eines Patienten. Das Gesichtsfeld ist der Bereich, den ein Auge wahrnehmen kann, ohne dass der Patient die Augen bewegt. Über eine Kontaktperson aus der Region wird das Gerät beim Spender abgeholt, zum Lager nach Korschenbroich gebracht und für den Weitertransport nach Afrika vorbereitet.


Und kurz vor dem Jahreswechsel 2024/25 kündigt Cornelia Darges aus der Schweiz einen Besuch bei mir zu Hause an. Diese sehr rührige und hilfsbereite Dame hatte uns schon früher mit nicht mehr benötigten Geräten sowie überzähligem Verbrauchsmaterial unterstützt (vgl. Beitrag „Umfangreiche Gerätespende der Augentagesklinik Sursee, Schweiz“ vom Dezember 2022 auf dieser Website). Und jetzt kommt sie bereits zum zweiten Mal unaufgefordert mit einem bis unters Dach mit nicht mehr benötigtem Verbrauchsmaterial vollbeladenen PKW aus der Schweiz zu meinem Wohnort nach Renningen bei Stuttgart. Das überlassene Material enthält dieses Mal Abdecktücher, perforierte OP-Tücher, OP-Handschuhe, Sonnenbrillen, Spritzen und allgemeines Verbandsmaterial. Nicht nur für das Hilfsmaterial, sondern auch für den außerordentlichen persönlichen Einsatz sind wir Cornelia Darges in besonderem Maße dankbar.
Für ein paar Wochen wird das umfangreiche Material bei mir zu Hause im Keller zwischengelagert, dann in unseren PKW gepackt und Ende März ins Lager nach Korschenbroich gebracht.



Im Februar melden sich dann zwei Augenärztinnen aus Bonn. Aus deren Gemeinschaftspraxis haben sie drei Geräte abzugeben: Ein Goldmann Perimeter Haag-Streit, ein Topcon Refraktometer RM 8800 sowie ein Synoptophor. Alles Dinge, die wir gut gebrauchen können. Mein Bruder Günter holt die angebotenen Geräte mit seinem Sprinter in Bonn ab.
Funktion und Aufgabe von Perimetern sind bereits weiter oben beschrieben. Refraktometer werden eingesetzt, um die Brechkraft des Auges zu messen. Dies kann dazu beitragen, verschiedene Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Die Messergebnisse können auch verwendet werden, um Brillengläser oder Kontaktlinsen für Patienten richtig anzupassen. Und ein Synoptophor ermöglicht eine genaue Messung des Schielwinkels. Das Gerät dient also zur Diagnose und Behandlung von Störungen des binokularen Sehens, also des Sehens mit beiden Augen.


Die genannten Geräte- und Verbrauchsmaterialspenden aus Koblenz, aus Bonn und aus der Schweiz werden von meinem Bruder Günter in dessen Lager sorgfältig in 5 große Kisten verpackt und mit Hilfe eines in Norddeutschland ansässigen namibischen Frachtvermittlers nach Namibia versandt. Adressaten dort sind Dr. Helena Ndume und Dr. Ernst van der Merwe vom Windhoek Central Hospital. In meinem Beitrag „Namibia als weiteres Betätigungsfeld für die Augenhilfe Afrika?“ vom Dezember 2024 auf dieser Website habe ich ja bereits die sich anbahnende Zusammenarbeit mit diesen beiden namibischen Augenärzten angesprochen. Und jetzt wird es ernst.
Das Schiff mit den 5 Kisten an Bord ist inzwischen von Hamburg kommend im Hafen von Walvisbay in Namibia eingetroffen und von dort zum Zielort in Windhoek weitertransportiert worden.

Dr. Helena Ndume hat noch zu DDR-Zeiten in Leipzig Medizin studiert und anschließend mehrere Jahre als Ärztin in Saarbrücken gearbeitet. Sie spricht folglich perfekt Deutsch. In Namibia führt sie gemeinsam mit Dr. Ernst van der Merwe und in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation SEE International seit vielen Jahren sogenannte Eye camps durch. Im laufenden Jahr 2025 werden es erneut fünf Eye camps sein, die in verschiedenen Krankenhäusern im Land, vor allem im bevölkerungsreichen Norden, durchgeführt werden. Dr. Helena Ndume hat über die Jahre dafür gesorgt, dass mehr als 36.000 Namibier an den Augen operiert werden konnten. Eine unfassbar große Zahl. Sie genießt im ganzen Land hohes Ansehen und wird geradezu ehrfürchtig „Namibia´s Miracle Doctor“ genannt, Namibias Wunder-Doktor.

Mein Bruder Günter lernt sie im Dezember 2024 bei einer Namibia-Reise in Windhoek kennen und stellt so den Kontakt zur Augenhilfe Afrika her. Ein paar Wochen später im Januar habe ich dann selbst Gelegenheit, sie bei einem Deutschlandbesuch in Frankfurt am Main für ein ausführliches Gespräch zu treffen, gemeinsam mit Vorstandskollegen Heinz-Josef Rebig. Ich bin von ihrer Persönlichkeit stark beeindruckt, und die Vereinbarung einer engeren Zusammenarbeit ergibt sich geradezu zwangsläufig.
Die in diesem Beitrag ausführlich beschriebene Hilfslieferung von Geräten und Verbrauchsmaterial ist bereits die zweite Unterstützungsleistung der Augenhilfe Afrika für Namibia. Die erste liegt inzwischen schon ein paar Monate zurück. Dabei ging es um die Reparatur eines Zeiss Operationsmikroskops. Dieses hatte einen Defekt an der Beleuchtungseinrichtung, und wir haben die Kosten für den Einsatz eines aus Südafrika eingeflogenen Monteurs und die nötigen Reparaturmaßnahmen übernommen. Der Hintergrund dieser sicher zunächst etwas ungewöhnlich erscheinenden Geschichte ist Folgender:
Die Situation in Namibia unterscheidet sich völlig von der uns inzwischen ziemlich gut bekannten Konstellation in Kamerun. Die Ausstattung mit augenmedizinischem Gerät ist vergleichsweise gut, und die Behandlung der zu operierenden Augenpatienten für diese kostenlos. Alle Kosten, auch die für die Bezahlung der Ärzte und des unterstützenden Personals, übernimmt der Staat Namibia. Aber wehe, wenn ein für die Behandlung benötigtes Gerät mit irgendeinem Defekt ausfällt. Dann wird es schwierig. Denn für Reparaturen und Ersatzteile gibt es keinerlei Budgets.

Dr. Helena Ndume und ihr Kollege Dr. Ernst van der Merwe, die gemeinsam die angesprochenen Eye camps durchführen und betreuen, sehen in diesem misslichen Umstand den größten Bedarf für mögliche Unterstützungsleistungen der Augenhilfe Afrika. Denn Geräte gehen immer wieder mal kaputt. Das ist in Namibia nicht anders als bei uns in Deutschland.
Wir werden sehen, was sich diesbezüglich in Namibia konkret machen lässt. Ende August fliegen mein Bruder Günter und ich auf eigene Kosten nach Windhoek, um dort u.a. an einem der Eye camps in Onandjokwe im Norden Namibias teilzunehmen. Dort wollen wir uns einen persönlichen Eindruck von der Situation vor Ort verschaffen. Vielleicht wird unser Engagement in Namibia dann zur Dauereinrichtung.
Ein interessantes Betätigungsfeld für uns könnte vor allem der Aufbau einer mobilen Augenoptikerwerkstatt sein. Eine solche Einrichtung, wie wir sie in Kamerun ja vor etwa zehn Jahren aufgebaut haben und regelmäßig auch bei unseren OP-Kampagnen mitführen, wird in Namibia nämlich schmerzlich vermisst.
Mit den bisher in diesem Beitrag erwähnten Positionen ist die Liste der uns in jüngster Vergangenheit überlassenen Gerätespenden aber noch nicht erschöpft. Denn eine Augenärztin aus Hamburg meldet sich im Februar mit der erfreulichen Information, dass sie ein Zeiss GDX als Spende an uns abgeben kann. Dies ist ein ophthalmologisches Gerät, das zur Früherkennung und Diagnose von Glaukom (Grüner Star) eingesetzt wird. Es handelt sich um eine Apparatur, mit der die Dicke der retinalen Nervenfaserschicht gemessen wird.
Mein erster Versuch, das angebotene Zeiss GDX-Gerät in Hamburg abzuholen, schlägt leider fehl. Es stellt sich heraus, dass auf dem Gerät noch unzählige Patientendaten gespeichert sind, die zuerst gelöscht werden müssen. Dies ist aber kurzfristig nicht möglich, und ich muss unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Ein zweiter Versuch ist dann erfolgreicher. Zeiss hat inzwischen die genaue Anweisung zur Löschung der Daten geliefert, die Löschung ist erfolgt, und ich kann das Gerät Anfang Juni in Hamburg in Empfang nehmen und ins Lager meines Bruders nach Korschenbroich bringen.

In derselben Woche Anfang Juni holt mein Bruder in Neuss bei einer Augenärztin noch eine als Spende angebotene Spaltlampe ab und bringt diese in sein Lager. Wegen der räumlichen Nähe von Neuss und Korschenbroich ist die Logistik in diesem Fall erfreulicherweise nur wenig problematisch.

Und schließlich meldet sich ein paar Wochen früher, konkret Anfang Mai, noch der Augenoptikermeister Werner Steinbauer aus dem Bayerischen Wald, der aus Altersgründen sein Geschäft aufgeben will und seine komplette Augenoptikerwerkstatt als Gerätespende anbietet. Sicherlich hätte er seine ihm liebgewordenen Maschinen auch gegen gutes Geld verkaufen können, aber er zieht es vor, sie für einen guten Zweck zu spenden und somit auch nach der Geschäftsaufgabe weiterhin schlechtsehenden Menschen zu helfen. Unser Vorstandsmitglied Augenoptikermeister Max Heinrichs holt die angebotenen Werkzeugmaschinen, die sich in exzellentem Zustand befinden, sowie die restliche Einrichtung gemeinsam mit seiner Frau Ulla bei ihm ab und bringt sie ins Lager nach Korschenbroich. Die Abhol-Aktion bedeutet für die Beiden übrigens immerhin eine Fahrt von zweimal 640 km.

Sämtliche der zuletzt genannten Gerätespenden sind für Kamerun bestimmt und werden von meinem Bruder Günter für den Transport nach Afrika seefest verpackt. Dann gehen sie auf dem zigfach erprobten Weg über unsere Freunde von Bon Secours Kamerun in Euskirchen-Flamersheim zu Dr. Cheuteu und Prof. Dr. Kagmeni nach Kamerun, wo die Geräte schon sehnsüchtig erwartet werden.
Denn Ende September 2025 soll unsere neue Augenklinik in Mora eröffnet werden, und uns fehlt dort zumindest für den Augenoptikerbereich immer noch ein Großteil der Ausstattung. Insofern ist vor allem das großzügige Angebot von Werner Steinbauer geradezu ein Geschenk des Himmels. Wir haben damit in Mora quasi aus dem Stand eine voll ausgestattete Werkstatt für unseren jungen und frisch ausgebildeten Augenoptiker Habaga Elisée – und für diesen damit beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeiten zum Wohle der Sehbehinderten im kamerunischen Norden.